Andante Gebet

Du,
uns Licht und Brot,
uns Weg und Wort,
wir kommen vor dich.
Mit unterschiedlicher Realität und gleichem Rhythmus – andante.
Aus dem Osten stammen und im Westen leben wir.
Im Norden sind wir daheim und bewohnen den Süden.
Verschieden und vereint,
einander Schwestern,
deine Töchter.

Gleich einem schönen Kleid
tragen wir unseren Stolz vor dich.
Den Stolz auf das Erreichte.
Dass wir eigene Stärke erkannt,
neue Wege gewagt
und für mehr Menschlichkeit Hand angelegt und Herzblut vergossen haben.

Gleich einem bunten Luftballon
tragen wir unsere Freude vor dich.
Die Freude am Erlebten.
Das Lächeln der Kinder ob unserer Geschichten.
Die Beglückung der Betagten durch unsere Besuche.
Die Dankbarkeit der Flüchtlinge für unser Nachfragen.
An all den langsamen Schritten und lebendigen Beziehungen.
An all der Vielfalt, Tatkraft und Phantasie der Frauen,
die die Dinge bewegen,
den kleinen Alltag bestehen und die grosse Welt bewohnen lassen.

Gleich einem hellen Lied
tragen wir unseren Dank vor dich.
Den Dank für das Erfahrene.
Dass wir gehört,
dass wir ermutigt
und mit Geld, Gedanken und Gebeten unterstützt werden.
Dass wir Fehler machen
und auf die Kraft der Mütter und Grossmütter unseres Tuns bauen dürfen.
Dass du für uns sorgst und uns liebst.

Gleich einem schweren Stein
tragen wir unseren Kummer vor dich.
Den Kummer über das Erlittene.
Die Armut, die Frauen quält.
Die Achtung, die Frauen fehlt.
Die Kirche, die Frauen kränkt.
Die Schöpfung, der es an Sorge,
die Benachteiligte, der es am Nötigsten,
dem Jugendlichen, dem es an Arbeit
und die Denkweise, der es an Frische mangelt.

Gleich einem blühenden Zweig
tragen wir unsere Träume vor dich.
Die Träume vom Erhofften.
Glückliche Kinder, gleichberechtigte Frauen, getragene Familien, geborgene Alte.
Eine Kirche, die nach Wirklichkeiten und Wünschen der Menschen fragt.
Eine solidarische Gesellschaft.
Eine gerechte Welt.
Ein Leben in Fülle – für alle.

Du hast uns gedacht,
Gott,
und uns geträumt,
aufrecht und frei, anmutig und froh.
Du hast uns geschaffen,
begabt mit Liebe, bedacht mit Hoffnung und betraut mit Verantwortung.
Uns zugelächelt hast du und uns leise ins Ohr geflüstert,
dass wir gross sind, dass wir gut sind.
Danke für deine Treue, die mitgeht.
Danke für deine Güte, die wachsen,
und deinen Segen, der ernten lässt, was wir säen.
Dass durch uns offenbar werde im grossen Europa und im kleinen Alltag:
Hier wirken und wohnen die neuen Menschen.

Du,
uns Licht und Brot,
uns Weg und Wort,
wir kommen vor dich.
Mit unterschiedlicher Realität und gleichem Rhythmus – andante.
Aus dem Osten stammen und im Westen leben wir.
Im Norden sind wir daheim und bewohnen den Süden.
Verschieden und vereint,
einander Schwestern,
deine Töchter.

Jacqueline Keune, Luzern

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.